Hallo zusammen,
in meinem Beitrag „Über das Reiz-Reaktions-Schema“ habe ich erwähnt, dass die beschriebene Erklärung über die Entstehung der Angst, für die Patientin hilfreich sein könnte, um ihre Ängste zu mildern.
Das würde bedeuten, dass die Erklärung über die Ursache, die Entstehung einer Störung, eine Erkenntnis mit sich bringt, welche beim Patienten eine Heilung bzw. eine Linderung herbeiführen könnte.
Was wäre aber, wenn die Erkenntnis über die Ursache das Gegenteil bewirken würde? Wie wichtig ist die Ursachenforschung?
Wäre es nicht sinnvoller den Patienten, angelehnt an den jeweiligen Ressourcen (vorhandene Eigenschaften um Ziele zu verfolgen), schnell anwendbare Möglichkeiten (Bewältigungsmechanismen) zu vermitteln, die sie unmittelbar zur Bewältigung, Heilung oder Linderung vorhandener Defizite einsetzen könnten?
Dazu schauen wir uns zuerst einmal die vier in Deutschland von den Krankenkassen zugelassenen therapeutischen Möglichkeiten näher an und betrachten die Zielsetzung der jeweiligen Therapieformen.
(Lasst mich bitte darauf hinweisen, dass die folgenden Beschreibungen der einzelnen Therapieformen sehr kurzgehalten sind und nur der einfachen und schnellen Erklärung dienen sollen. Vielen Dank).
Und los geht´s.
In der analytischen Psychotherapie (Psychoanalyse) und in der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie stehen unbewusste, verdrängte Inhalte aus der Vergangenheit im Vordergrund. Diese unbewussten, inneren Konflikte beeinflussen die aktuelle Erkrankung und können verhindern, dass wir uns entsprechend nach unseren Vorstellungen entwickeln. Durch das Erkennen der meist in der Kindheit entstandenen Denk- und Verhaltensweisen soll es den Patienten gelingen, eine Lösung für die in der Gegenwart vorhandenen Defizite zu entwickeln. Für die beiden Therapieformen verwendet man auch den Begriff „Aufdeckende Therapie“. Zusätzlich muss noch erwähnt werden, dass in der Psychoanalyse der Therapeut non-direktiv, also sehr zurückhaltend agiert, wenig spricht und es kein direktes Ziel gibt. In der tiefenpsychologischen Psychotherapie beteiligt sich die Therapeutin aktiver an konkreten, gegenwärtigen Zielen. Dennoch stehen bei beiden Formen die Ursachen im Vordergrund.
Als weiteres hätten wir die Verhaltenstherapie (VT). Hier steht im Vordergrund, dass Patienten sich ein „nicht hilfreiches Denken und Verhalten“ angeeignet haben, welches in der Vergangenheit zur Lösung von Hindernissen beigetragen hat (siehe dazu meinen Blogbeitrag „Über die Verstärkung der Angst…“ und „Über das Reiz-Reaktions-Schema“).
In der VT geht man davon aus, dass dysfunktionales Denken u. Verhalten wieder verlernt werden kann und neue Denk- und Verhaltensmuster erlernt werden können. In dieser Therapieform sind die Ursachen eher zweitrangig, der Therapeut kann sehr direktiv arbeiten und im Vordergrund steht die direkte Lösung aktueller Probleme, Situationen und Herausforderungen. Wir haben es also mit einer zielgerichteten, trainierenden Therapie zu tun.
Dann hätten wir noch die systemische Psychotherapie. Hierbei steht nicht nur der einzelne Patient im Vordergrund, sondern das ganze System, der ganze Organismus um ihn herum.
Also Familie, Freunde, Bekannte, alle Personen die einen Einfluss nehmen. Die Störung wird als Symptom in der Interaktion mit dem ganzen System behandelt. Auch hier ist die Ursache eher zweitrangig und im Vordergrund steht der Lösungsansatz in der Gegenwart. Was hilft der Patientin bei der Lösung der aktuellen Probleme, was sind die aktuellen Bedürfnisse und Ziele, welche Ressourcen können weiterhelfen? usw.
Wir können also sehen bzw. lesen, dass die Ursachen je nach Therapieform mal mehr oder weniger von Bedeutung sind.
Natürlich gibt es noch zahlreiche weitere Therapiemöglichkeiten, allerdings werden die oben beschriebenen Therapieformen aufgrund der Unterstützung durch die Krankenkassen sehr oft angewandt.
Weitere häufig angewandte Methoden wären die Gesprächstherapie, Hypnotherapie, Gestalttherapie, Mehrphasige Integrative Trauma Therapie (MITT) u.v.m.
Aber wie ist das nun mit der Ursachenforschung? Nützlich oder Hinderlich?
Dazu bitte ich euch im Teil 2 des Blogbeitrags weiterzulesen. Wir werden uns anhand einiger Beispiele ansehen, ob die Erkenntnis der Ursache von Nutzen ist oder nicht.
Ich bedanke mich bei Euch, für eure Geduld und euer Interesse beim Lesen und wünsche euch fröhliches, erfolgreiches und herzliches Schaffen. Habt Spaß und Freude an euren Ideen, seit kreativ und genießt euer Leben.
Euer Therapeut
Markus Schuster
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