Hallo zusammen,

im heutigen Blogbeitrag geht es um genetische Veränderung und Vererbung von Angststörungen und Traumata.

Natürlich dürfen wir dabei nicht außer Acht lassen, dass Ängste, Phobien, Traumata auch durch Lerntheorie, durch Erzählung, durch Verhaltensauffälligkeiten weitergegeben werden können.

Dies soll jedoch heute nicht das Thema sein.

Um die Veränderung der Genetik (bzw. Epigenetik; Einfluss der Umwelt auf die Gene von Lebewesen) näher zu bringen bediene ich mich in diesem Bericht bekannter Forschungsergebnisse aus verschiedenen Studien. Laut Forschung können Ergebnisse und Erkenntnisse u.a. aus Mäuseversuchen auch auf den Menschen übertragen werden.

Viel Spaß beim Lesen.

Extreme Lebensereignisse können nicht nur durch verändertes Verhalten weitergegeben werden, sondern auch durch genetische Veränderungen.

In einem Versuch von Fr. Isabelle Mansuy (Schweizer Neurobiologin) und ihrem Team, wurden durch Stress verursachte Schäden untersucht. Die Babys wurden willkürlich von den Müttern getrennt, in Kälteschocks versetzt oder in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt.

(Ich weiß solche Versuche lesen sich nicht immer angenehm, darauf haben wir aber keinen Einfluss.) Weiter im Text.

Als die Mäuse ausgewachsen waren wurde untersucht wie sie sich verhalten, wenn sie hellem Licht ausgesetzt werden, sich in offenen Räumen befinden oder in einem Becken schwimmen müssen.

Dabei zeigten fast alle traumatisierten Mäuse unnatürliches Verhalten, indem sie ihre natürliche Scheu vor Licht und Wasser verloren und sich häufig in gefährliche Situationen begaben. D.h. die Mäuse handelten unüberlegt, so wie es oft bei traumatisierten Menschen zu beobachten ist.

(Anmerkung: Bei traumatisierten Patienten kann sich sowohl ein Vermeidungsverhalten zeigen, als auch ein „Nichterkennen“, fehlende Wahrnehmung, von Gefahren).

Interessant bei diesem Versuch war, dass die Kinder von den traumatisierten Mäusemüttern, welche ohne Stress aufwuchsen, die gleichen Verhaltensauffälligkeiten zeigten wie ihre Eltern. Sogar bei den Enkeln und Urenkeln wurden noch Veränderungen nachgewiesen. Dabei wurde eine anormale Veränderung von Micro-RNA´s nachgewiesen (=Kurzkopien des Erbguts, welche regulierende Aufgaben übernehmen).

Literaturverzeichnis:

https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/krankheiten/stress/stress-vererbung-100.html

In einer anderen Studie niederländischer Forscher (Universitätsklinik Amsterdam) wurden die Auswirkungen einer Hungersnot in den Jahren 1944/1945 untersucht. Frauen die unter der Hungersnot geboren wurden, brachten später selbst auffallend kleine Kinder zur Welt, obwohl kein Mangel mehr herrschte. Da die nach dem Krieg geborenen Kinder u.a. mit weniger Nahrung auskamen aber sich dennoch zeitgemäß ernährten, erkrankten sie überdurchschnittlich häufig an Diabetes und Herz-Kreislauf-Leiden. Die Forscher gehen davon aus, dass sich das sog. Methylierungsmuster an der DNA verändert hat. Durch den Nährstoffmangel seien einige Methylgruppen verloren gegangen, so dass der Körper auf Sparflamme umgeschaltet habe um die Überlebenschancen zu verbessern.

Literaturverzeichnis: https://www.welt.de/wissenschaft/article132728527/Die-German-Angst-steckt-tief-in-unseren-Genen.html

Und noch ein Forschungsbericht (Universität Zürich) mit traumatisierten Mäusebabys. Die Tiere wurden für mehrere Stunden am Tag von ihren Müttern getrennt und zeigten in der Folge depressives Verhalten. Die Verhaltensstörungen vererbten sich auch auf die Nachkommen. Dabei wurden traumatisierte Männchen mit nichttraumatisierten Weibchen gepaart, aber auch die nächste Generation zeigte das ungewöhnliche Verhaltensmuster. Da die traumatisierten Männchen nicht an der Aufzucht beteiligt waren, kann sich die Störung nicht über die soziale Interaktion übertragen haben, sondern über die Genetik.

Zum Abschluss sei gesagt, dass die Forscher herausgefunden haben, dass sich die Epigenetik der gestressten Mäuse und ihrer Nachfahren durch positive Einflüsse, wieder normalisieren kann.

Literaturverzeichnis: https://www.welt.de/wissenschaft/article132728527/Die-German-Angst-steckt-tief-in-unseren-Genen.html

In einem anderen Versuch (auf den ich jetzt nicht eingehe, da es sonst zu lang wird) wurde eine Veränderung des TMEM132-Gen bei Panikstörungen festgestellt.

Könnt ihr hier nachlesen:

https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/ein-gen-das-panik-ausloest.php

Am Ende sei jedoch gesagt und das ist sehr wichtig für betroffene Patienten, Angehörige usw., dass unabhängig von der genetischen Prädisposition (erblich bedingte Empfänglichkeit), jederzeit eine Heilung bzw. Linderung, durch entsprechend positive Umwelteinflüsse möglich ist und sich die Epigenetik wieder normalisieren kann.

Vielen Dank wenn ihr mir bis hierher gefolgt seit. Für weitere Informationen könnt ihr jederzeit im Netz suchen und viele weitere Versuche und Forschungen nachlesen.

Ich bedanke mich bei Euch, für eure Geduld und Interesse beim Lesen.

Euer Therapeut

Markus Schuster