Hallo zusammen,
in meinem letzten Blogbeitrag https://www.psychotherapie-schuster.de/der-neubeginn-schritt-1-ziele-richtig-formulieren/ war das Thema die richtige Zielformulierung. Also keine negative Formulierung wie z.B. „Ich möchte nicht mehr verkrampft sein“ (in Situation XY) sondern positiv formuliert „Ich werde mich entspannen, locker bleiben“ (um ein einfaches Beispiel zu nennen).
„Ich möchte wieder so sein wie früher.“
„Ich möchte entspannt an die Sache rangehen.“
„Ich möchte selbstbewusster sein.“
Sehr gut und wenn ich dich frage was es für dich bedeutet selbstbewusst zu sein, wie sieht selbstbewusst sein für dich aus?“
Dann bekomme ich oft die Antwort: “Mmmh, das weiß ich jetzt auch nicht.“
Wenn Ziele formuliert werden, ist es wichtig, den Inhalt der Zielformulierung zu benennen.
Ich sehe das wie bei einem leeren Haus. Die Wände sind gestrichen, der Boden verlegt, alles ist bereit für den Einzug, jetzt gilt es das Haus einzurichten. Was wäre wenn die Zielformulierung das leere Haus darstellt und die genaue Benennung, das auskleiden und beschreiben der Ziele sind die Einrichtung mit Tische, Schränke, Bilder usw.
Nehmt z.B. das Ziel „Ich möchte/werde mich bei einer bestimmten Situation entspannen, ruhig an die Sache rangehen“ (z.B. Gespräch mit Chef, Ausflug, Familientreffen usw.).
Was heißt es für dich, beim nächsten Familientreffen entspannt und selbstbewusst zu sein? Wie sieht das für dich aus? Wie möchtest du dich sehen?
Was kannst du tun, um beim nächsten Treffen entspannt/selbstbewusst zu sein? Was ist aus deiner Sicht machbar, damit du so bist wie du sein möchtest? Vielleicht ist „entspannt sein“ eine nicht so hilfreiche Bezeichnung, weil du in dieser besonderen Situation sogar besonders aufmerksam sein solltest? Welche Bezeichnung wäre zutreffender?
Oder gab es schon mal Situationen die herausfordernd waren, die du bestanden hast und dabei entspannt oder selbstbewusst warst? Was hast du damals gemacht um die Situation so positiv zu bewältigen? Was wäre dein erster Schritt, den du vielleicht schon diese Woche machen könntest?
Welche Aufgaben, Prüfungen, Herausforderungen hast du in deinem Leben schon bestanden und wie hast du das erreicht? Wie kannst du diese Fähigkeiten beim nächsten Familientreffen, beim nächsten Gespräch mit dem Chef einsetzen? Was hast du bisher gemacht damit es dir gut geht, damit du etwas erreichst?
Aber was wäre, so könnten wir jetzt einwenden und kritisieren, wenn jemand aus seiner Sicht nie etwas erreicht hat, nie etwas besonders gut gemacht hat, nie einen Erfolg gefeiert hat?
In Ordnung, aber ist das wirklich so? Wurde noch nie etwas erreicht oder nur nicht als Erfolg anerkannt?
Als nichts Besonderes abgetan? Und selbst wenn tatsächlich noch nie etwas erreicht wurde, wie fühlt es sich an, nichts erreicht zu haben und wie könntest du das ändern?
Was könntest du in Zukunft anders machen, damit du deine Ziele erreichst? Was möchtest du ändern? Was bist du bereit zu ändern?
Wie ihr seht ist es wichtig von der ersten kleinen Idee ein Ziel zu benennen, überzugehen in die genaue Beschreibung und Aktivität. Was kann ich tun, damit ich meine Ziele erreiche? Was habe ich vielleicht schon in der Vergangenheit dafür getan? Welche Fähigkeiten kann ich einsetzen? Welche Bedeutung hat das erreichen meiner Ziele für mich? Wie wichtig ist es mir? Was ist mein Gewinn?
Innerhalb der Zielbeschreibung, der Einrichtung des Hauses, könnten verschiedene Aufgabenstellungen hilfreich sein:
„Entscheidungshilfe“:
Was spricht für die Veränderung, was dagegen?
Was spricht dafür so zu bleiben wie bisher, was dagegen?
Vergleiche beides miteinander? Was gefällt dir besser?
„Entkatastrophisieren“:
Was wäre das Beste was passieren könnte und was kannst du tun damit es eintrifft?
Was wäre das Schlimmste und wie kannst du es verhindern (zumindest mit deinen Möglichkeiten, aus deiner Sicht, worauf du auch wirklich Einfluss hast?)
Was wird das Wahrscheinlichste sein und wie kannst du dich darauf vorbereiten?
Diese Fragen können hilfreich sein, Ziele genau zu beschreiben, einen Plan, eine Vorstellung davon zu bekommen was es wirklich heißt seine Ziele zu erreichen und was dafür geleistet werden sollte.
Klar, es können dabei Hindernisse auftreten, von Außen (dem Umfeld), von Innen (Selbstzweifel) und diese Hindernisse gehören dann ebenso betrachtet und bearbeitet. Auch können sich die Ziele wieder verändern, können sich neue Ziele zeigen, können sich die Prioritäten verschieben. Wird die Veränderung erst mal angenommen, so kann sich ein Weg aufzeigen der nie zu Ende geht, der immer wieder auf´s neue beschritten wird und somit immer wieder zu neuen Erfahrungen führt.
Entscheidend ist, wenn ihr mal wieder ein Ziel vor Augen habt, dann fragt euch was dieses Ziel für euch bedeutet?
Was heißt es für euch, so oder so zu sein?
Welchen Wert hat es für dich, dein Ziel zu erreichen?
Was musst du dafür tun?
Wie hast du früher Ziele erreicht?
Was wäre der erste Schritt?
Vielleicht habt ihr ja gerade ein neues Ziel, dann setzt euch mit diesem Ziel auseinander, betrachtet es von allen Seiten, macht euch Notizen wie ihr vorgehen wollt. Dann wird aus dem gesprochenen Ziel, was anfangs nur ein Wort war, eine konkrete Beschreibung mit Inhalt und Plan.
Ich bedanke mich für eure Aufmerksamkeit, für eure Zeit und euer Interesse und wünsche ich euch fröhliches, erfolgreiches, freudiges und herzliches Schaffen. Habt Spaß und Freude an euren Ideen, seit kreativ und genießt euer Leben.
Euer Therapeut
Markus Schuster