Hallo zusammen,

heute stellen wir uns die Frage: „Was bedeutet Manifestation und Imagination?“.

Immer wieder lese ich Ratschläge oder höre Aussagen wie:

„Ich manifestiere mir mein Glück“ oder „Du musst dir das was du möchtest vorstellen, dann kommt es auch“ usw.

Ist es wirklich so einfach? Brauch ich mir nur vorzustellen was ich in Zukunft erreichen möchte (natürlich in einem realistischen Verhältnis) und dann passiert es so?

Schauen wir uns das ganze mal näher an. Viel Spaß beim Lesen.

Was heißt eigentlich Manifestation/Imagination?

Manifestation bedeutet soviel wie: Mit Hilfe der Kraft deiner Gedanken die eigene Realität verändern, oder (laut Wikipedia) das Sichtbarwerden oder sich offenbaren von Dingen aller Art, die vorher unsichtbar bzw. gestaltlos oder gar nicht existent waren.

Das bedeutet, wenn ich mir etwas vorstelle, z.B. wie ich morgen eine erfolgreiche Prüfung schreibe, einen erfolgreichen Vortrag halte, interessante Menschen kennenlerne, meine Zukunft etc., dann wird es sehr wahrscheinlich so geschehen.

Unter Imagination verstehen wir die Vorstellung von sogenannten Innenbildern, bzw. ist damit die Fantasie, die Einbildungskraft, das bildhafte Denken gemeint.

Dabei sind zwei Dinge besonders wichtig:

  1. Die Vorstellung sollte in einem realistischen Zusammenhang stattfinden. Es bringt mir wenig bis keinen Erfolg, wenn ich mir ganz fest vorstelle, dass ich nächste Woche Astronaut werde und zum Mond fliege oder demnächst im Urlaub der beste Wellenreiter und Surfer am Strand bin (ich war noch nie Wellenreiten oder Surfen, bin kein Astronaut und beim Fliegen wird mir übel). Die Vorstellung muss in einem Zusammenhang mit meinem real existenten Leben stehen.
  2. Es reicht nicht mir etwas „nur“ vorzustellen und dann passiert es auch, nein, ich muss selbstverständlich etwas dafür tun. Mir nur vorzustellen wie ich eine super Kondition habe, bringt nur etwas, wenn ich auch tatsächlich dafür trainiere. Aber mit der Vorstellung, Manifestation, Imagination geschieht etwas Besonderes beim Training, im Leben, Beruf, Freizeit, Beziehung usw.

Was genau, das betrachten wir mal näher.

In meinem Blog über das Hundehalterverhaltenstraining, habe ich über die sogenannte „Selbsterfüllende Prophezeiung“ (self-fulfilling prophecy) geschrieben. Hier der Link:

https://www.psychotherapie-schuster.de/ueber-das-hundehaltertraining-teil-1-psychologische-erlaeuterungen/

Darunter verstehen wir, dass eine Vorhersage, eine Prognose, ein Denken über eine mögliche Zukunft Einfluss darauf hat, dass diese Zukunft auch eintritt. Durch unsere Vorstellung handeln wir (bewusst, unbewusst) so, dass sich die Erwartung sehr wahrscheinlich auch erfüllt.

Eine positive Erwartung fördert eine positive Entwicklung und umgekehrt, eine negative Erwartung fördert eine negative Entwicklung.

Interessanterweise, wird diese Methode u.a. im sportlichen Bereich schon lange positiv genutzt und in diesem Zusammenhang meist als „Mentaltraining“ bezeichnet.

„Die planmäßig wiederholte und bewusst durchgeführte Vorstellung einer Bewegung oder Handlung ohne deren gleichzeitige praktische Ausführung“ (nach Hans Eberspächer, deutscher Psychologe, Sportlehrer und -wissenschaftler).

Das bedeutet, Sportler trainieren neben dem physischen Training, ihre jeweiligen Disziplinen gedanklich im Kopf. Der Fußballer stellt sich einen perfekt geschossenen Elfmeter vor, der Handballer betrachtet seinen Torwurf, der Basketballer seinen Freiwurf, der Boxer seine Schlagkombinationen usw.

Es entsteht in der Vorstellung, ein perfekter Ablauf, ein innerer Film wie die Bewegung so konkret und detailreich wie möglich aussehen sollte.

In verschiedenen Studien wurde nachgewiesen, dass sich die Leistung von Sportlern verbesserte indem sie, neben dem körperlichen Training, zusätzlich mental in der Vorstellung trainierten.

In einem Versuch von Neurowissenschaftler Vinoth K. Ranganathan (Cleveland Clinic´s Lerner Research Institute 2004) fand folgender Versuch statt:

Probanden trainierten mental (gedanklich) das Abspreizen des kleinen Fingers oder das Beugen des Ellbogens. Im Vergleich zu untrainierten, war die Muskelkraft der Mental-trainierten nach 12 Wochen deutlich gestiegen. Die Vermutung hierbei ist, dass das Training in der Vorstellung die Befehle des Cortex (Grosshirnrinde), welche die Muskeln aktivieren, optimiert und so die Kraft steigt.

Zahlreiche Studien ergaben, dass bei der Vorstellung einer Bewegung, u.a. auch die Neuronen im primären motorischen Cortex (das Areal welches die Bewegungen auslöst) aktiv werden. Weiter gehen Forscher davon aus, dass die Vorstellung von Bewegungen sogar plastische Veränderungen im Gehirn auslösen, die der Veränderung durch physisches Training gleichen.

Alle erwähnten Studien und Informationen könnt ihr hier nachlesen:

https://www.dasgehirn.info/handeln/motorik/vom-sofa-aus-trainieren

Was bedeutet das jetzt für uns, für den Alltag, für unsere Zukunft?

Mit der Kraft, der Fähigkeit der Vorstellung können wir tatsächlich Dinge wahr werden lassen, können wir Situationen verändern und verbessern. Sicherlich gibt es dabei auch Grenzen. Ich kann mir die Welt nun mal nicht schön denken, aber ich kann mir eine Vorstellung davon machen, wie ich mich besser zurechtfinde, wie ich eine Lösung finde, ein Verhalten fördere welches mir für das Erreichen meiner Ziele nützlich ist.

Wir können uns wohl vorstellen wie wir in Zukunft mit einer Herausforderung umgehen möchten, ein Problem lösen werden usw. Für unser Gehirn, für unseren Organismus spielt es keine Rolle ob wir etwas tatsächlich ausführen oder es uns geistig vorstellen.

Sehe ich vieles problematisch, als unlösbar, oder sehe ich eine Lösung?

Stelle ich mir vor wie ich etwas garantiert nicht schaffe, oder wie ich es bewältige?

Wiederhole ich zum hundertsten Mal (in Wort und Gedanken) wie ich Angst vor z.B. Rolltreppen habe, oder sehe ich mich wie ich in Zukunft sicher und selbstbewusst Rolltreppe fahre?

Sagt ihr zum wiederholten Mal „ich finde keinen Lebenspartner“ oder stellt ihr euch vor, wie ihr jemanden kennenlernt, wie ihr mit ihm redet, mit ihr zusammen ausgeht?

Durch bloße Vorstellung können wir Dinge wahr werden lassen. Nicht weil das Universum uns hört und es für uns erschafft (zumindest denke ich das so, vielleicht täusche ich mich jetzt auch und das Universum hört mir gerade sehr aufmerksam zu, wer weiß?) sondern weil wir uns mit der Vorstellung automatisch, bewusst, unbewusst eine Lösung, eine Möglichkeit, eine Variante erschaffen und früher oder später tatsächlich danach zu handeln beginnen.

Durch eine positive Vorstellung kann ich mein Gedankenkreisen stoppen, kann ich kognitive Bewertungen hinterfragen und neue, hilfreiche Gedanken ermöglichen die meine Gefühle, körperliche Wahrnehmungen und Handlungen positiv beeinflussen. Ich kann Probleme und Herausforderungen aus einem anderen Blickwinkel betrachten und somit antrainierte Verhaltensmuster verändern.

Was meint ihr? Ist es besser sich vorzustellen wie ihr etwas nicht könnt, nicht schafft, etwas unmöglich ist, wie schwer etwas sein wird? Oder stellt ihr euch vor, wie ihr euch in einer bestimmten Situation bestmöglich verhalten möchtet, wie ihr es macht, wie ihr es einfach durchzieht, eine Lösung findet, ohne Wenn und Aber?

Was ist wohl hilfreicher? Die Antwort liegt auf der Hand. Aber, jetzt kommt wieder mein innerer Kritiker zu Wort, das muss trainiert werden. Unserem Gehirn fällt es nun mal viel leichter, die alten und gewohnten Gedankenmuster aufzurufen. Alles was neu ist, muss erstmal trainiert und wiederholt werden, bis die neue Routine zur Gewohnheit wird.

Weshalb das so ist könnt ihr hier nachlesen:

https://www.psychotherapie-schuster.de/ueber-die-macht-der-gewohnheit/

Also, wie lautet jetzt unser Fazit?

Ja, wir können Dinge manifestieren.

Ja, wir können Lösungen imaginieren.

Ja, wir können uns Herausforderungen und die jeweiligen Lösungen vorstellen und dazu beitragen, dass es tatsächlich zur Realität wird.

Aber, trotz aller Vorstellungen müssen wir aktiv werden.

 „Es reicht nicht etwas zu wollen, man muss es auch tun.“ (Goethe)

In diesem Sinne, stellt euch eure Zukunft vor, wie es sein soll, wie es wird, was ihr tun müsst, wie ihr es bestmöglich macht und es kann geschehen.

Ich bedanke mich bei Euch, für eure Geduld und euer Interesse beim Lesen und wünsche euch fröhliches, erfolgreiches und herzliches Schaffen. Habt Spaß und Freude an euren Ideen, seit kreativ und genießt euer Leben.

Euer Therapeut

Markus Schuster